Interreligiöse Erklärungen und Leitsätze

Neun Leitsätze für die multireligiöse Gesellschaft

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Woche der Religionen hat die Plateforme interreligieuse de Genève PFIR im Jahr 2016 neun Leitsätze für das Zusammenleben und den gegenseitigen Respekt in einer multireligiösen Gesellschaft erarbeitet. Im Jahr 2018 hat IRAS COTIS gemeinsam mit der PFIR die Leitsätze in deutschsprachiger Version publiziert, um die Anregungen so weiteren Kreisen zugänglich zu machen.

Die neun Leitsätze sollen die Reflexion und Diskussion innerhalb der Religionsgemeinschaften und der Öffentlichkeit fördern. Ihre Entstehung wurde angeregt durch die 10 Sätze zum multireligiösen Zusammenleben (s. unten).

Die neun Leitsätze zur Übersicht

  1. Religionen sind in sich vielfältig
  2. Der Beitrag von Religionsgemeinschaften zur Integration
  3. Eine Person ist nicht auf ihre Religion oder Weltanschauung beschränkt
  4. Gewissens- und Religionsfreiheit ist ein Grundrecht
  5. Alle Menschenrechte müssen respektiert werden
  6. Religionsgemeinschaften distanzieren sich von allen Formen der Gewalt
  7. Religionen rufen zu gegenseitigem Respekt auf
  8. Der interreligiöse Dialog ist eine Quelle der gegenseitigen Bereicherung
  9. Der interreligiöse Dialog ermöglicht spirituelle Offenheit

Schaffhauser Erklärung zum Interreligiösen Dialog

Ebenfalls 2016 hat der Interreligiöse Dialog Schaffhausen IRDSH zu seinem zehnjährigen Bestehen feierlich eine Erklärung lanciert, die von Regierungs- und Religionsvertreter/innen unterzeichnet wurde. Sie lehnt sich an die St. Galler Erklärung an (s. unten).

Die fünf Leitsätze

  1. Wir sind dankbar, hier in Schaffhausen zu leben und schätzen die Religionsfreiheit, die allen das Recht zugesteht, ihre Religion auszuüben.
  2. Wir anerkennen die Verfassung, die freiheitlich demokratische Rechtsordnung, wir achten die Traditionen und beteiligen uns am Aufbau der Gesellschaft.
  3. Wir respektieren die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Meinungen. Wir sehen darin eine Bereicherung und sind offen für Kontakte mit anderen.
  4. Wir sind bereit, am Dialog teilzunehmen und leisten so unsern Beitrag zu einem Zusammenleben in gegenseitigem Respekt.
  5. Wir setzen uns ein gegen jede Gewalt im Namen der Religion und fördern im Rahmen unserer Möglichkeiten alles, was dem Frieden dient.

Zehn Sätze zum Zusammenleben in der multireligiösen Gesellschaft

Im Jahr 2015 veröffentlichten die Kirchen im Raum Bern-Jura-Solothurn ihren Beitrag zum multireligiösen Zusammenleben. Sie wollen damit einen Beitrag zum Zusammenleben in der multireligiösen Gesellschaft leisten. Die Sätze sollen zum Nachdenken und Diskutieren anregen.

Die Sätze in der Übersicht

  1. Religionen sind in sich vielfältig.
  2. Religionen verändern sich.
  3. Religionen sollen der Integration dienen.
  4. Menschen dürfen nicht auf ihre Religion reduziert werden.
  5. Religionsangehörige dürfen nicht diskriminiert werden.
  6. Religiöser Extremismus ist inakzeptabel.
  7. Die Menschenrechte sind zu achten.
  8. Religiösen Überzeugungen ist mit Respekt zu begegnen.
  9. Für interreligiöse Begegnungen braucht es Offenheit.
  10. Interreligiöser Dialog bereichert.

St. Galler Erklärung

Der Grundstein zu den Erklärungen wurde 2005 in St. Gallen gelegt und 2015 erneuert: Mit der Unterzeichnung der «St. Galler Erklärung für das Zusammenleben der Religionen und den interreligiösen Dialog» verpflichteten sich politische und religiöse Player im Raum St. Gallen zu fünf Grundsätzen, um das Zusammenleben in Vielfalt zu fördern.