Verein

IRAS COTIS, die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz, ist ein nationales Netzwerk und bezweckt, den Austausch, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund zu fördern, Vorurteile und Ängste abzubauen und so zum sozialen Zusammenhalt in der Schweiz beizutragen. Diese Zielsetzung erreicht es durch interreligiöse Projekte in den Bereichen Bildung, Begegnung und Vernetzung.

IRAS COTIS wurde 1992 als Verein gegründet und wird getragen von rund 70 Religionsgemeinschaften und Organisationen, die sich im interreligiösen und interkulturellen Dialog engagieren.

Jahresberichte

Geschichte von IRAS COTIS: Religionen in der Schweiz vernetzt

IRAS COTIS wurde im Jahr 1992 als Pionierorganisation des interreligiösen und interkulturellen Dialogs gegründet und unterstützte in erster Linie neu in der Schweiz angekommene Minderheitengemeinschaften bei der Ausübung ihrer Religion. Im Laufe der Jahre haben sich die Rahmenbedingungen verändert und IRAS COTIS hat sich zum gesamtschweizerischen Netzwerk entwickelt, das den Austausch, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund fördert mit dem Ziel, Vorurteile und Ängste abzubauen und so zum sozialen Zusammenhalt in der Schweiz beizutragen. Diese Zielsetzung erreicht der Verein durch interreligiöse Projekte in den Bereichen Bildung, Begegnung und Vernetzung. IRAS COTIS vernetzt und fördert die regionalen und lokalen interreligiösen Initiativen und vertritt sie auf nationaler Ebene.

Am Anfang stand ein Wochenende auf der Luzerner Allmend, an dem sich Menschen aus Vietnam, Kambodscha, Laos, China und Tibet an Ständen und mit einem reichen kulturellen und religiösen Programm den rund 2500 Besucherinnen und Besuchern vorstellten. Die Gemeinschaften schätzten es, ihren Reichtum zeigen und Probleme ansprechen zu können. Um den Austausch weiterzuführen, gründeten sie 1992 den Verein «Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz IRAS».
Gründungsgemeinschaften waren die Basler Mission, das Katharina-Werk, die Gemeinschaft Christen und Muslime, die Tibetergemeinschaft, die kambodschanische Gemeinschaft, die jüdisch-liberale Gemeinde Or Chadasch, die Beratungsstelle für Ausländerfragen der Stadt Zürich und bald darauf die Hindugemeinschaft in Adliswil. Wolfgang Schmidt, der damalige Präsident der Basler Mission, wurde erster Präsident, Heidi Rudolf übernahm die Geschäftsführung im Auftrag ihrer Gemeinschaft, des Katharina-Werks. Im Folgejahr wurde Peter Wittwer zum Präsidenten gewählt und IRAS COTIS konsolidierte sich mit vielen neuen Mitgliedern und verschiedensten öffentlichen und beratenden Engagements.

Mittler zwischen Religionsgemeinschaften und Behörden

Viele Minderheitsgemeinschaften entdeckten rasch die Vorteile eines Netzwerkes. In den ersten Jahren ging es um Unterstützung beispielsweise bei der Raumsuche und beim Kontakt mit Behörden. Und es fanden Schulungsveranstaltungen und thematische Tagungen statt. Behörden empfanden die Religion damals oft nicht als wichtig für die gesellschaftliche Entwicklung und Integration, viele nahmen damals nicht wahr, dass die Zugewanderten ihre Religion gemeinschaftlich leben wollten und auch ein Recht dazu hatten.

Interreligiöse Gruppierungen in der ganzen Schweiz entstehen

Dass es letztlich gelang, die interreligiöse Frage zum Thema zu machen, ist zu einem grossen Teil auch IRAS COTIS zu verdanken. Der Verein hat in den ersten zehn Jahren viele interreligiöse Kontakte aufgebaut und die Bildung von regionalen interreligiösen Arbeitskreisen unterstützt. So konnten sich an der GV 2000 schon vier Arbeitskreise vorstellen: Der Runde Tisch der Religionen Bern, das Zürcher Forum der Religionen, der Aargauer Interreligiöse Arbeitskreis und das Interreligiöse Forum Basel. Aber auch verschiedene Tagungen zu wichtigen interreligiösen Fragen wurden durchgeführt, Themen waren Religion und Staat, Integration, Heimat in der Fremde, Fremdenfeindlichkeit und Toleranz.
Im Jahr 2000 trat Peter Wittwer zurück; an seiner Stelle wurde Reinhild Traitler, damals Leiterin des Evangelischen Tagungs- und Studienzentrums Boldern, ins Präsidium gewählt. Beim 10-jährigen Jubiläum 2002 nahmen neben vielen Minderheitsgemeinschaften und Hilfswerken auch die grosse Zahl mittlerweile hinzugekommenen Kirchgemeinden, Kantonalkirchen und staatlichen Stellen teil – die Ansprache hielt die damalige Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz zum Thema «Visionen für eine multireligiöse Schweiz». Ergänzt wurden die Ausführungen durch ein interreligiös zusammengesetztes Podium, das sich mit der Zukunft der Arbeit von IRAS COTIS befasste.

Eine Woche mit über 100 Veranstaltungen

Im Jahr 2003 traten Reinhild Traitler als Präsidentin und Heidi Rudolf als Geschäftsführerin zurück. Als Nachfolger wurde der ehemalige Kirchenratspräsident und reformierte Pfarrer Georg Vischer zum Präsidenten gewählt, Heinz Haab wurde neuer Geschäftsführer. Beide engagierten sich für einen jährlich landesweit zu begehenden «Tag der Religionen». Inspiriert von der erfolgreichen Interreligiösen Dialog- und Aktionswoche (IDA) in St. Gallen, entwickelte sich daraus die Idee der «Woche der Religionen». Heinz Haab baute ein Netz mit Bezugspersonen in allen Kantonen auf, bildete ein Patronatskomitee, eine Lenkungsgruppe und eine Projektleitung. So konnte im Jahr 2007 die erste nationale «Woche der Religionen» veranstaltet werden, die seither Jahr für Jahr mit über 100 Veranstaltungen in der ganzen Schweiz erfolgreich durchgeführt wird.
In dieser Zeit wurde die Zusammenarbeit mit dem Verlag Editions Agora (damals Enbiro) bei der Übersetzung und Vermarktung der deutschen Ausgabe des «Kalenders der Religionen» aufgebaut. Bis 2014 führte ausserdem Heidi Rudolf die Beratungsarbeit weiter.

Aktives Netzwerk mit jungen Erwachsenen

Im Jahr 2012 löste Rifa’at Lenzin als Präsidentin Georg Vischer ab. Mit ihr übernahm erstmals eine Vertreterin einer Minderheitsgemeinschaft, nämlich der Muslime, die Leitung des Vereins. 2013 wurde Katja Joho als neue Geschäftsführerin angestellt. IRAS COTIS setzte sich zum Ziel, ein neues Projekt speziell für Jugendliche und junge Erwachsene zu lancieren und für die breite Öffentlichkeit Religionen in der Schweiz erleb- und erfahrbar zu machen. So lädt «Dialogue en Route» seit Sommer 2017 ein zum Kennenlernen der religiös-kulturellen Vielfalt der Schweiz. Das Team um den Initiator des Projekts, Simon Gaus Caprez, hat an religiösen Stätten und Wegrouten, die von der bewegten Geschichte und pluralen Gegenwart zeugen, Angebote für Begegnungen, Dialog und Lernerfahrungen aufbereitet. Jugendliche spielen als Guides eine besonders aktive Rolle. Speziell Schulen und Klassen des Religionsunterrichts ermöglichen die Orte ausserschulisches Lernen, das Netzwerk der jungen Guides ist in vielen Bereichen des Projekts aktiv und hat den Aufbau massgeblich mitgestaltet.

Austauschplattform über multireligiöses Leben in der Schweiz

Im Sommer 2021 lancierte IRAS COTIS schliesslich das jüngste Projekt, «religion.ch». Die Austauschplattform gibt Einblicke, wie Religionen in der Schweiz gelebt werden, und stellt Sachwissen zu Themen rund um Religion und Religionen aus verschiedenen Perspektiven zur Verfügung. Das ist umso wichtiger angesichts des langfristigen Trends der Pluralisierung und Individualisierung, der sich quer durch alle Bevölkerungsgruppen und religiösen Traditionen zieht. Behörden und Regelstrukturen wie Schulen, Spitäler oder Friedhöfe stehen immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber. Das Projekt antwortet auf den gesellschaftlichen Bedarf an Sachwissen und Reflexion für das Zusammenleben in der multireligiösen Schweiz.