Woche der Religionen

Geschichten für die ganze Familie oder ein skandalträchtiger Film über Geschlechternormen in den Religionen, neue Erfahrungen bei Rezitationen, Mantras und heiligen Silben oder sechs Chöre für ein Halleluja: Die Woche der Religionen vom 4. – 12. November 2023 ermöglicht überraschende Begegnungen. Teams in der ganzen Schweiz mit Mitwirkenden aus rund zehn Religionen stehen hinter dem Programm und laden an über 100 Veranstaltungen zum Austausch ein: Begegnung und gemeinsame Erlebnisse sollen gegenseitigen Respekt und tragfähige Partnerschaften schaffen – für ein friedliches Zusammenleben in der Schweiz.

Zum Programm der Woche der Religionen 2023

Interreligiöse Zugfahrt durch den Kanton Graubünden: In Landquart ermöglicht die Woche der Religionen einen Besuch der eritreisch-orthodoxen Gemeinschaft bei ihrem Sonntagsgottesdienst mit Gesang und Trommel.
Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Der Friede ist ein wertvolles aber gefährdetes Gut, dessen wurden wir uns in letzter Zeit von Neuem sehr bewusst. Und so überrascht es nicht, dass sich in diesem Jahr eine Vielzahl von Angeboten während der Woche der Religionen dem Frieden widmet – so ein interaktives Podium, eine Tagung, mehrere Friedensfeiern und interreligiöse Friedensgebete sowie Musizieren für den Frieden in Balzers. Damit finden erstmals Veranstaltungen im Rahmen der Woche der Religionen in Lichtenstein statt. Israelisch-palästinensische Dorfgeschichten über ein friedliches Zusammenleben wurden ins Programm aufgenommen, weit bevor die Lage in der Region eskalierte und diese Abende nun ungewollt hochaktuell sind.

Geschlechternormen und Säkularisierung

Auch mit anspruchsvollen Themen setzt sich die Woche der Religionen auseinander, so bei Debatten rund um Geschlechternormen – in Baden im Rahmen des Films «Perfect Strangers» mit einer Einführung in den Film und die Skandale, die er auslöste, in Chur bei einer Podiumsdiskussion zur Stellung der Frau, in Kreuzlingen bei einem Vortrag von Imam Rehan Neziri und in Zürich im Anschluss an den Film #Female Pleasure über weibliche Sexualität und Selbstbestimmung in verschiednen Kulturen. Um Säkularisierung und den Verlust von Religion drehen sich in diesem Jahr die Veranstaltungen im Kanton Nidwalden.

Geschichten und Menschen

Historische Blicke wirft die Woche der Religionen in Basel auf islamische Kunst und Architektur und auf den Zionismus und in Baden findet ein Gedenken an die Reichspogromnacht statt. In Zürich verhilft die Auseinandersetzung mit historischen Hintergründen dazu, die gegenwärtigen Herausforderungen und Perspektiven in der Ukraine besser zu verstehen. «Bevor Erinnerung Geschichte wird» zeigt in Porträts, wie die Erlebnisse des NS-Regimes noch acht Jahrzehnte später Leben und Alltag im Alter der damals überlebenden Kinder prägt.
Menschen und ihre Geschichten stehen im Zentrum der Podiumsdiskussion «Religion und ich» in Basel, bei der Spurensuche in der Fotoausstellung «Was beheimatet mich?» oder in der «Living Library» in St.Gallen, wo die direkte Begegnung wertvolle Einblicke in diverse religiöse Lebenswelten ermöglicht.
Wieso sind wir am Leben und zu welchem Zweck? Der Film in St.Gallen «Wo ist Gott?» schreckt auch vor grossen existenziellen Fragen nicht zurück. Das gilt auch für den schamanisch-philosophischen Dialog über Kraft, Sterben, und Ökologie in Basel.

Heilige Schriften im Vergleich: Unterschiedlich sind Entstehungsgeschichte von Bibel und Koran und ihre Rolle für die Gläubigen. Die Woche der Religionen ermöglicht, Unterschiede und Verbindendes offen zu diskutieren.
Foto: IRAS COTIS/Katja Joho

Glück und Musik

Was bedeutet Glück und macht Religion glücklich? Der thematische Schwerpunkt der diesjährigen Berner Nacht der Religionen spürt Glücksmomenten von Menschen und Religionen nach. Dem Thema Zeit – so unter anderem auch dem Schenken von Zeit bei sozialem Engagement – widmet sich das Programm in Solothurn.
Musik bezaubert auch während dieser Woche der Religionen: Beim Musizieren für den Frieden in Balzers, dem Konzert des Chors der Nationen im KKL Luzern, bei Klezmer-Musik in Lausanne und wenn sechs Chöre in Zürich ein Halleluja anstimmen – von orthodox bis worship.

Gemeinsam bewegt und in sich gekehrt

Die Woche der Religionen ist auch in diesem Jahr wieder unterwegs: In Basel können Interessierte gemeinsam langsamen Schrittes und schweigend die belebten Strassen neu erfahren oder sich auf die Suche nach Missionsgeschichte und Kolonialismus begeben. Ein vielfältiger Stadtrundgang ermöglicht in Genf Begegnungen unter dem Motto «Weisheiten teilen – sich von der Vielfalt bereichern lassen». Die interreligiöse Zugfahrt mit der Rhätischen Bahn besucht verschiedene Religionsgemeinschaften und ein Spaziergang durch Solothurn macht sich auf die Suche nach Zeitzeugen. In der ganzen Schweiz laden Religionsgemeinschaften zum Besuch ein, so Hindutempel und Synagoge in Basel, die Bahá’í-Gemeinschaft in Lausanne, die Quäker in Zürich sowie verschiedene Moscheen in der ganzen Schweiz.
Meditation in Christentum und Buddhismus (Lausanne) und Rezitationen, Mantras und heilige Silben (Winterthur) runden die diesjährige Woche der Religionen ebenso ab wie Perspektiven aus der Anthroposophie und dem tibetischen Buddhismus zu Spiritualität und Religiosität (Dornach).

Miteinander statt übereinander sprechen

Die «Woche der Religionen» ist breit abgestützt: Rund 20 regionale Teams mit Mitwirkenden aus rund 10 Religionen stehen hinter dem Programm. Mit ihren Angeboten schaffen sie den Rahmen, damit Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Lebenswelten miteinander statt übereinander sprechen. Gemeinsam organisieren sie ein buntes Programm und treten als starke Partner auf. Die Vorbereitungen in gemischtreligiösen Teams verbinden, stärken alle Partner und haben Modellcharakter. Sie dienen so dem Kerngedanken der «Woche der Religionen»: Begegnung und gemeinsame Erlebnisse schaffen gegenseitigen Respekt und tragfähige Partnerschaften – für ein friedliches Zusammenleben in der Schweiz.

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